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Arbeiten von unterwegs

Jule auf Bali: Ein Leben außerhalb des 9to5

Inhaltsverzeichnis

Jule, du bist vor kurzem nach Indonesien gereist, um dort 6 Monate auf Bali zu verbringen. Wie kamst du auf diese Idee?

Ich war bereits 2019 für ein Praktikum während meines Bachelors auf Bali. Seitdem weiß ich, die Arbeitsform und der Lebensstil sind genau das Richtige für mich! Nun konnte ich meinen Traum endlich erfüllen und lebe nun vorerst hier.

Als du das erste Mal auf Bali warst, was hat dich an diesem Ort so sehr begeistert, dass du beschlossen hast, dort für längere Zeit zu leben?

Die positive Art der Menschen hier. Einerseits die Gastfreundschaft der Einheimischen, andererseits das Mindset von anderen digitalen Nomaden. Umgeben zu sein von Menschen, die sich für den gleichen Lebensstil entschieden haben, ist einfach super! So fällt es umso leichter in diesen Bereichen zu wachsen und andere Sichtweisen auf Arbeitsweisen zu bekommen. Hier tauschen sich digitale Nomaden immer wieder über die Möglichkeiten der neuen Arbeitswelt aus. Die Begeisterung über die Remote-Arbeitsform ist hier jeden Tag spürbar. Das zeigt mir, dass ein Leben außerhalb der klassischen 9to5-Bürojobs möglich ist.

Wo lebst du momentan und wie kannst du dort arbeiten?

Ich lebe in einem Homestay – einer Unterkunft, in der jeder sein eigenes ein Zimmer-Bungalow hat. Wir teilen uns eine Küche und haben außerdem viel Platz in einem großen Community-Bereich, wo man zusammenkommen kann. Meine Wifi-Verbindung ist super und ich habe einen Schreibtisch in meinem Zimmer, arbeiten von zuhause ist also kein Problem.

Wie sieht ein normaler Tag für dich auf Bali aus?

Ich stehe um 6 Uhr auf, folge einer kleinen Morgenroutine und schaue vor allem in den ersten 30 Minuten nach dem Aufstehen nicht auf mein Handy. Danach mache ich mich fertig fürs Gym. Das Coole ist, dort gibt es auch ein Café, in welchem es Wifi und eine Klimaanlage gibt. Dort trinke ich einen Kaffee, arbeite die ersten 1,5 Stunden, bevor ich um 8.30 Uhr trainieren gehe. Ich habe bereits eine tolle Workout-Partnerin gefunden, mit der ich nach unserem Training wieder zurück ins Café verschwinde und weiterarbeite. Um 14 Uhr bin ich ungefähr wieder zurück zuhause.

Gegen 16-17 Uhr erwacht dann Europa, denn wir haben hier eine 7-stündige Zeitverschiebung. Dann stehen für mich meist ein paar Calls an, was super in meinen Rhythmus passt! Je nachdem wie lange ich abends noch am Laptop bin, gehe ich meistens mit meinen Mitbewohnern zum Sonnenuntergang runter an den Strand. Die Regenzeit hat gerade begonnen, da sind die atemberaubenden Sonnenuntergänge leider selten, doch wir genießen es trotzdem. Gegen 21:30 Uhr wird das Licht ausgemacht.

In welchen asiatischen Ländern warst du bisher? Und was unterschiedet deiner Meinung nach diese Länder von europäischen Ländern (zum Beispiel in Bezug auf das Leben, die Menschen, das Essen, das Arbeiten oder Freizeitmöglichkeiten)?

Bisher habe ich Indonesien und Thailand erleben dürfen. Ich verbinde mit den beiden Ländern Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Zufriedenheit. In Thailand war ich nur einen Monat, daher habe ich dort Mensch und Kultur nicht so gut kennenlernen können wie hier in Indonesien. Die Bevölkerung hier auch Bali ist sehr stark auf den Tourismus angewiesen und es gibt viel Armut, von der man auf den ersten Blick nicht immer so viel mitbekommt. Vor allem im letzten Jahr hatten die Leute es hier sehr schwer, daher ist es schön zu sehen, dass der Tourismus langsam wieder zurückkommt.

Essen? Reis! Der Reisanbau ist hier eine der Haupteinnahmequellen im primären Sektor. Die Locals essen hier meist Reis mit Gemüse (Fleisch, wenn man es sich leisten kann) und dazu meistens Sambal – eine scharfe Chilisauce.

Besonders beliebt ist hier das Drachensteigen: die Locals treffen sich oft zum Sonnenuntergang am Strand und lassen ihre selbst gebauten Drachen steigen. Es gibt sogar richtige Events und Wettkämpfe dazu! Wenn ihr interessiert seid, sucht auf Google einfach nach „Festival of Kites Bali“, da bekommt man einen guten Eindruck.

Nun wird dort eine Sprache gesprochen, die in Europa nicht so geläufig ist und die zum Beispiel in deutschen Schulen kaum unterrichtet wird. Wie gehst du damit um? Gibt es Situationen, in denen du Schwierigkeiten hast, dich mit Locals zu verständigen?

Die Locals hier auf Bali sprechen meistens alle sehr gut Englisch, sicherlich wegen des stark ausgeprägten Tourismussektors. In anderen Teilen Indonesiens ist dies mit Sicherheit anders. Ich war bereits auf Lombok, einer Nachbarinsel von Bali, aber auch dort hat alles wunderbar mit Englisch funktioniert. Ich versuche aktuell einige Worte zu lernen – die Einheimischen freuen sich immer sehr, wenn man versucht, ihre Sprache zu sprechen. In Indonesien gibt es allerdings selbst über 200 verschiedene Sprachen, dies ist den vielen Inselgruppen geschuldet. 

Ich habe auf Instagram gesehen, dass du dir auf Bali bereits ein Bekanntenkreis aufbauen konntest. Wie funktioniert Netzwerken auf Bali? Aus welchen Ländern kommen deine Freunde? Und würdest du behaupten, dass es dort einfacher ist als in Deutschland, Freundschaften zu knüpfen?

Das funktioniert super! Wie bereits erwähnt, ist man hier umgeben von Menschen mit dem gleichen Mindset, den gleichen Zielen, der bewusst gewählten Lebensform. Generell empfinde ich hier alle als sehr offen, freundlich und zufrieden. Die Menschen kommen aus aller Welt hierher: Neuseeland, Spanien, USA, Australien, Niederlande, UK, Schweiz, Irland, Südafrika. Also bunt gemischt!

Was ich besonders faszinierend finde ist, dass man hier ins Gespräch kommt, als wäre es das Natürlichste der Welt. Ich sehe einen deutlichen Unterschied zu Deutschland, was das betrifft. Egal, ob im Fitnessstudio, im Café oder im Supermarkt, die Leute sind hier einfach so offen, das ist wirklich etwas Besonderes. Ich versuche mich gerade daran zu erinnern, wann ich in einem Café in Deutschland einfach jemand Fremden gefragt habe (oder selbst gefragt wurde), wie es ihm geht und was er so macht – nein, ich glaube, das habe ich noch nie erlebt.

Gibt es auch Schattenseiten in Indonesien, über die nicht gesprochen wird? Worauf sollten Menschen, die nach Bali reisen möchten, achten?

Aufgrund des fehlenden Tourismus haben hier leider Raubüberfälle und Diebstahl zugenommen. Aber das gibt es in Deutschland auch, das darf man nicht vergessen. Mein Tipp ist es, vor allem abends beim Rollerfahren alles unter den Rollersitz zu packen und keine Taschen oder Handys während der Fahrt sichtbar an sich zu tragen. Eine zweite Kreditkarte mitzubringen kann auch von Vorteil sein. Mir ist es 2019 selbst passiert, dass der Automat meine Karte geschluckt hat. Mein Tipp: Karte sofort sperren lassen und die Ersatzkarte benutzen.

Welche drei Tipps würdest du Menschen geben, die – wie du – digitale Nomaden werden möchten?

1. Believe in yourself – alles ist möglich. Hat man ein Ziel vor Augen und brennt für das, was man erreichen möchte, dann schafft man es auch!
2. Be minimalistic – frühzeitig beginnen, sich von materiellen Dingen zu trennen. Es braucht so wenig davon.
3. Invest in yourself – egal, ob Fortbildungen, Communities oder Coaching. Wende dich an Menschen, die bereits an dem Punkt sind, an den du gerne kommen möchtest.

Welches Ziel hast du dir für die Zeit dort gesetzt? Was möchtest du nach diesen 6 Monaten tun?

Mein Ziel ist es, mehr über Arbeitsabläufe, Kommunikation und andere Möglichkeiten außerhalb des 9to5 zu lernen. Meine Erfahrungen möchte ich dann mit anderen teilen und vor allem jungen Leuten, die sich genauso danach sehnen fernab von klassischen Arbeitsstrukturen zu arbeiten, helfen Gleiches zu tun! Wo es nach den 6 Monaten hingeht, das weiß ich noch nicht. Aktuell habe ich keinerlei Besitztümer oder Verpflichtungen in Deutschland, von daher werde ich alles auf mich zukommen lassen.

Vielen Dank für das Interview, Jule!

Jule Hoff

ist Social Media-Managerin und lebt auf Bali. Sie möchte zukünftig anderen helfen, ihren Traum zu verfolgen und remote zu arbeiten.

Su Reiter

arbeitet ortsunabhängig als Marketing Director in einer Online Rechtsberatung und führt auf diesem Blog die Interviews mit digitalen Nomaden. Sie hat die erste Austauschgruppe für digitale Nomaden im deutschsprachigen Raum auf LinkedIn ins Leben gerufen.

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